Sie schauen sich weitere Bilder an und plötzlich ist das Kleid weiß – und zwar bei den Bildern, die Sie draußen bei strahlendem Sonnenschein gemacht haben. Und nur ein paar Klicks später ist die Braut mit ihrem eierlikör-farbenen Kleid in der Partylocation angekommen …
An diesem Beispiel, das sicher jedem von uns in ähnlicher Form bekannt ist, erkennt man, welchen Einfluss unterschiedlichen Farbtemperaturen auf unsere Fotos haben. Doch wie kann das sein? Und was machen Fotografen oder Werbeagenturen anders?
Der Weißabgleich
Bei den erwähnten Hochzeitsfotos hätte ein korrekter manueller Weißabgleich bereits ausgereicht, um tatsächlich ein weißes Kleid im Bild zu sehen – auch in geschlossenen Räumen. Der Weißabgleich unterstützt die Kamera dabei, die Farbtemperatur des Lichtes für die verschiedensten Aufnahmeorte zu sensibilisieren.
Unser Auge verfügt über eine ähnliche Funktion, die chromatische Adaption genannt wird. Sie sorgt dafür, dass wir die Braut am Tag der Hochzeit an jedem Ort in einem strahlend weißen Kleid sehen.
Besonders in geschlossenen Räumen, bei Kunst- oder fluoreszierendem Licht können mit dem automatischen Weißabgleich der Kamera Probleme auftreten – im Ergebnis Farben verfälscht dargestellt werden.
Falls Sie eine Kamera besitzen, bei der Sie den Weißabgleich manuell einstellen können, probieren Sie diesen mal aus. Sie werden den Unterschied der Fotos direkt wahrnehmen.
Ein bisschen Sonne im Gepäck – das eingebaute Kamerablitzlicht
Auch das kennt jeder: dunkle Räume, hochstehende Mittagssonne oder der Versuch, Gegenlichtaufnahmen zu fotografieren – manchmal sind die Lichtverhältnisse für das gewählte Motiv nicht optimal. Der Rettungsanker: eine zusätzliche Lichtquelle in Form des eingebauten Kamerablitzlichts.
Fast alle System- und Spiegelreflexkameras verfügen über einen integrierten Blitz. Erwarten Sie von diesem Stück Technik bitte keine Wunder.
Blitzaufnahmen vom obersten Stadionrang auf das Spielfeld? „Ausleuchten“ der kompletten Verwandtschaft bei einer Geburtstagfeier? Vergessen Sie die Idee ganz schnell!
Die Reichweite des Blitzes verliert sich aufgrund der begrenzten Leistung schon nach wenigen Metern, er kann weder gedreht noch geschwenkt werden – blitzt so immer frontal auf das Motiv. Das führt unweigerlich zu einer gleichmäßig flachen Ausleuchtung des Motivs. Gesichter wirken schnell überstrahlt und Rotaugen gibt es oft noch dazu.
Doch richtig eingesetzt, kann sich der Miniblitz durchaus als hilfreich erweisen.
Schattenaufhellung in kurzer Entfernung, also vor allem bei Porträts, Sachaufnahmen etwa für eBay oder vielleicht noch eine kleine Gruppenaufnahme, mehr nicht.
Gewusst wie: Nutzen Sie z. B. in Räumen mit wenig Licht statt der Programmautomatik „P“ die Modi Blendenvorwahl „Av“ oder die Zeitvorwahl „Tv“.
Warum?
In der Programmautomatik übernimmt der interne Blitz immer die Funktion des Hauptlichtes. Folge: Das Hauptmotiv wirkt überstrahlt – der Rest des Raumes versinkt derweil mehr oder weniger im Dunklen, da das Umgebungslicht nicht zur Geltung kommt.
Anders verhält es sich bei der Blenden- oder Zeitvorwahl. Hier erkennt das ggf. manuell zugeschaltete Blitzlicht, das es nur als „Aufheller“ fungieren soll. Die Messfunktionen der Kamera bewerten hier die gesamte Lichtsituation immer so, dass auch das Umgebungslicht Teil der Belichtung ist.
Das Ergebnis: Zeichnung/Details im Hintergrund und das Hauptmotiv werden angenehm und dezent aufgehellt. Die Blendenvorahl nutzen Sie – um z.B. Details im Hintergrund verschwimmen zu lassen – die Zeitvorwahl um Dynamik und Bewegung im Bild festzuhalten.
Egal, wie Sie nun blitzen, eines gilt auf alle Fälle. Achten Sie darauf, dass die Personen bei Porträts nicht zu nahe vor dem Hintergrund stehen. Das gibt hässliche, harte Schatten auf der Wand. Ein Schritt nach vorn und schon sieht’s besser aus.