Focus Stacking und Focus Bracketing: So werden die beiden Techniken richtig angewandt

Die technische Entwicklung der Kameras geht rasant voran und führt dazu, dass sich die fotografischen Grenzen des Machbaren immer weiter verschieben.

Vor allem die Multishot-Techniken, durch die es möglich ist, mehrere Einzelaufnahmen zu einem einzelnen perfekten Bild zusammenzusetzen, erfreuen sich bei Fotografen großer Beliebtheit. Dazu zählen unter anderem auch das Focus Stacking und das Focus Bracketing.

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Mittels Focus Stacking lassen sich auch kleine Pflanzen vollständig scharf auf einem Bild darstellen.

Worum handelt es sich beim Focus Stacking?

Beim Focus Bracketing handelt es sich um eine Aufnahmetechnik, die vor allem in der Makrofotografie zum Einsatz kommt. Dabei werden mehrere Aufnahmen eines Motivs erstellt, bei denen sich der Fokuspunkt jeweils ein klein wenig verschiebt.

In weiterer Folge können diese Aufnahmen „gestapelt“ und so zu einem Bild zusammengefasst werden, in dem alle wichtigen Details scharf gestellt sind. Dieser Vorgang wird als Focus Stacking bezeichnet.

Focus Stacking ist mittlerweile eine sehr gefragte Technik. Fotografen, die sich auf dieses Thema spezialisiert haben, sollten auf ihrer Webseite den Begriff Focus Stacking deshalb auch öfter als Keyword einbauen, um von Interessenten gefunden zu werden. Vor allem für die Produktfotografie werden oftmals Spezialisten gesucht.

Was ist der Unterschied zwischen Focus Stacking und Focus Bracketing?

Viele Kameras renommierter Hersteller haben die Focus Stacking Funktion integriert, andere bieten jedoch nur die Focus Bracketing Funktion an. Hier beschränkt sich der Funktionsumfang der Kamera darauf, automatische Serienaufnahmen mit unterschiedlichen Fokuseinstellungen in vordefinierten Schritten zu erstellen.

Die anschließende Stapelverarbeitung der getätigten Aufnahmen zu einem neuen Bild mit vordefinierter Schärfentiefe bietet hingegen nur das Focus Stacking. Beim Focus Bracketing ist deshalb auf alle Fälle eine digitale Nachbearbeitung der Bilder erforderlich.

Welche Ausrüstung ist für Focus Stacking empfehlenswert?

Beim Focus Stacking ist es sehr wichtig, dass die Position der Kamera nicht verändert wird. Schon eine Abweichung von ein paar Millimetern oder kleine Wackler können hier eine große Auswirkung auf die Bildqualität haben.

Deshalb empfiehlt sich die Verwendung eines Stativs. Zusätzlich sollten die Fotos entweder mit dem Selbstauslöser der Kamera oder mit einer Fernauslösung (entweder kabelgebunden oder bei Digitalkameras von FUJIFILM die Camera Remote-App) erstellt werden.

Für große Arbeitserleichterung bei dieser Technik kann auch ein sogenannter Makroschlitten sorgen. Dabei handelt es sich um einen Schieber, der auf dem Kopf des Stativs befestigt werden kann.

So ist es möglich, die Kamera in sehr feinen Schritten nach vorne und nach hinten zu bewegen. Zwischen jeder Annäherung wird der Auslöser einmal betätigt. So sind alle gewünschten Objekte scharf gestellt, wenn das Foto später digital zusammengefügt wird. Der Makroschlitten ersetzt somit die Focus Stacking Funktion der Kamera.

Fotos, die mittels Focus Bracketing erstellt wurden, müssen noch digital mit einer entsprechenden Software zum Stapeln der Aufnahmen nachbearbeitet werden. Hierfür eignen sich beispielsweise Capture One 20 und Helicon Focus sehr gut.

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Ein Makroschlitten kann die Arbeit beim Focus Stacking erheblich erleichtern. 

Welches Set-Up wird für das Focus Bracketing benötigt?

Das Set-Up ist bei den verschiedenen Herstellern sehr unterschiedlich. Die meisten Kameras der X Serie von FUJIFILM verfügen beispielsweise über eine Focus Bracketing Funktion, die in folgenden Schritten zu konfigurieren ist:

  • Die entsprechende Funktion FOKUS-BKT findet sich im Menü unter AUFNAHME EINSTELLUNG -> DRIVE-EINSTELLUNG -> BKT-EINSTELLUNG
  • Nun sind die Optionen BILDER, SCHRITT und INTERVALL auswählbar
  • Bei BILDER lässt sich die Anzahl der aufzunehmenden Bilder einstellen
  • Bei SCHRITT wird der Grad der Änderung der Fokusentfernung festgelegt
  • Mit INTERVALL lässt sich eine Aufnahmeverzögerung zwischen den einzelnen Bildern einstellen

Nachdem alle Einstellungen vorgenommen wurden, können die Bilder im Kameramodus „Focus Bracketing“ aufgenommen werden.

Welche Kameraeinstellungen müssen für das Focus Stacking vorgenommen werden?

Zunächst werden ISO, Blende und Verschlusszeit für die gewünschte Belichtung eingestellt. Im Anschluss daran wird die Kamera fokussiert und der Auslöser betätigt. Daraufhin erstellt die Kamera automatisch die entsprechende Aufnahmeserie. Die verbleibenden Aufnahmen werden auf dem Monitor heruntergezählt.

Folgende Kameras der X Serie von FUJIFILM haben bereits eine Auto-Einstellung integriert:

  • X-Pro3
  • X-T4
  • X100V

Mit diesen Kameras können die Punkte ausgewählt werden, an denen das Focus Bracketing starten und enden soll. In weiterer Folge erfasst die Kamera automatisch die dafür erforderliche Anzahl an Bildern und variiert dabei den Fokusabstand.

Doch auch ohne Focus Bracketing ist es einfach möglich, mit Focus Stacking zu arbeiten. Dazu muss die Kamera einfach auf manuellen Fokus gestellt und der Fokuspunkt für jede Aufnahme von Hand verändert werden (Genau hierfür ist der Makroschlitten ein ideales Hilfsmittel).

Welche beispielhaften Anwendungen gibt es für den Einsatz von Focus Stacking?

Focus Stacking kommt vor allem bei Makroaufnahmen zum Einsatz. Denn hier können im Normalfall sehr detailreiche Motive wie beispielsweise Insekten oder Blumen ohne digitale Nachbearbeitung nicht vollständig scharf abgebildet werden.

Doch auch in der Landschaftsfotografie kommt die Technik oftmals zum Einsatz, weil es dadurch möglich ist, das gesamte Bild in kompletter Schärfe darzustellen. Der Abenteuer-Fotograf Jason Weingart arbeitet hier mit drei Ebenen:

Er erstellt zunächst ein Foto mit scharfem Vordergrund, danach konzentriert er sich auf die Schärfe der mittleren Ebene und abschließend stellt er den Hintergrund scharf.

Beliebt ist Focus Stacking auch in der Produktfotografie. So kann zum Beispiel bei einer kompletten Ansammlung verschiedener Produkte auf einem Bild jedes einzelne davon scharf dargestellt werden.

Wie können Focus Stacking Bilder am Computer nachbearbeitet werden?

Wenn das komplette Motiv vollständig abgelichtet ist, können am Computer beispielsweise Änderungen an der Belichtung und am Kontrast vorgenommen werden. Die Korrektur ist mit den meisten gängigen Bildbearbeitungsprogrammen möglich. Wichtig dabei ist jedoch, dass alle Bilder die gleichen Korrekturen aufweisen.

Besonders einfach ist das beispielsweise mit Lightroom möglich. Hier können zunächst die Wertkorrekturen für ein Bild vorgenommen und dann für alle weiteren Bilder gleichermaßen übernommen werden.

Wer für das Focus Stacking eine kostenlose Alternative zu Photoshop sucht, mit der sich einzelne Bilder ebenfalls automatisch zusammenfügen lassen, ist mit CombineZp gut beraten. Genau wie bei Photoshop lassen sich auch hier die einzelnen Bilder als Ebenen in ein Dokument einfügen und entsprechend nachbearbeiten.